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Freifließende Rur – zum Schutz der Artenvielfalt sollen Wehre abgebaut werden   Foto: Solvin Zankl

Fischereiverband NRW begrüßt Votum des Wasserverbandes Eifelrur gegen den Neubau von Wasserkraftanlagen in der Eifelrur


Kommentar des Fischereiverbandes NRW zum Presseartikel der „Heinsberger Nachrichten" vom 27. August 2022

Der Wasserverband Eifelrur (WVER) widerspricht in einem Artikel der „Heinsberger Nachrichten" vom 27. August 2022 Ideen aus der Lokalpolitik, an Wehrstandorten der Eifelrur zwischen Karken und Ophoven zwei neue Wasserkraftwerke zu errichten. Der Verband folgt damit dem Geist führender Fachwissenschaftlerinnen und Fachwissenschaftler, die in einem Memorandum im November 2021 gefordert hatten, auf den weiteren Ausbau insbesondere der kleinen Wasserkraft zu verzichten und zu einer nachhaltigen Gewässerbewirtschaftung zu kommen. Für die Wehre verfolgt der WVER bereits umfangreiche Rückbauplanungen.

Die Wasserkraft trägt in Deutschland nur zu einem geringen Teil zur Energieerzeugung bei, kleine und Kleinstanlagen nur zu einem Bruchteil. Dabei sind die ökologischen Auswirkungen insbesondere der Flusstauwerke bedeutend und stehen im Missverhältnis zum Strompotential. Wie Untersuchungen des Landes an einem Wasserkraftstandort an der Sieg dokumentieren, lassen sich auch mit modernster Technik Fischverluste an den Kraftwerken nicht vermeiden, Jungfische und Jungtiere der Neunaugen sowie Fischarten, die erst gar nicht groß werden, bleiben gänzlich ungeschützt. Dabei sind Mortalität und Zeitverluste, die Fische auf ihrer Wanderung durch die technischen Anlagen erfahren, nur ein Teil der Problematik. Die Staubauwerke, die mit der Nutzung der Flusskraftwerke verbunden sind, unterbrechen das Fließgewässerkontinuum in Gänze. Sie unterbinden Geschiebeführungen, tragen zur Erwärmung der Gewässer bei und degenerieren eine ansonsten vielfältig fließende Strecke in einen laminaren Kanal. Anlagen in Reihe können so einen ganzen Fluss zerstören. In den Staus werden zudem organische Stoffe akkumuliert, die zur Methanproduktion führen. Diese Produktion von Treibhausgas mindert die CO2 -Bilanz der Kraftwerke erheblich. Ganz abgesehen von den ökologischen Folgen basieren die Gewinnberechnungen bei Neuplanungen von Wasserkraftwerken zumeist auf überholten Abflusswerten, die im Zuge des Klimawandels in den Flüssen gar nicht mehr erreicht werden. So wird das ökonomische Potential der Anlagen deutlich überschätzt.

Die Landesregierung hat sich dazu entschieden, in NRW nur vier Gewässersysteme auszuwählen, in denen eine standortgerechte Fischfauna inklusive der Wanderfischart Lachs wiederhergestellt werden soll. Dabei hat sie vor Augen, dass wir es nicht nur mit einer Energie- und Klimakrise, sondern auch mit einer Biodiversitätskrise zu tun haben. Der Lachs gilt dabei als Leit- und Indikatorart. Alle anderen Gewässersysteme NRW´s sind bereits so stark verändert und auch durch Wasserkraft übernutzt, dass die Aussichten dort als zu gering eingestuft werden. Die Eifelrur ist eines dieser Zielartengewässer. Hier bemüht sich der FV NRW mit seinen Verbänden und Vereinen im Rahmen des Wanderfischprogramms um die Wiederansiedlung des Lachses seit Jahrzehnten. Dabei wird sehr viel ehrenamtliche Arbeit geleistet, die mit neuen Wasserkraftanlagen zunichte gemacht würde. Es ist daher nicht zu viel verlangt oder vermessen, in der Eifelrur auf einen weiteren Ausbau der Wasserkraft zu verzichten.

Der Fischeiverband NRW begrüßt die Haltung des Wasserverbandes Eifelrur und hofft, dem WVER wird es gelingen, auch in der lokalen Politik für Einsicht zu werben.


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